Erst machen, dann planen.

Deutschland ist das Land der Planer und Ingenieure. Nichts wird in unserem Land angefangen ohne vorher eine ausführliche Machbarkeitsstudie, Dokumentation und Projektplanung anzufertigen. Das macht auch meistens Sinn, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und den Protagonisten ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Beim Thema Unternehmensgründung halte ich allerdings zuviel Planung im Vorfeld für kontraproduktiv. Deswegen empfehle ich Gründern auch: Erst machen, dann planen.

Was meine ich damit?

Zum Anfang einer Gründungsgeschichte steht immer nur eine wage Idee. “Man könnte doch folgendes anbieten…” oder “Die Zielgruppe braucht doch bestimmt folgendes Produkt…”. Das sind zu Beginn nur Mutmaßungen und Überlegungen, die nicht belegt werden können.

  • Was will die Zielgruppe wirklich?
  • Wer ist die Zielgruppe überhaupt?
  • Was wäre die Zielgruppe bereit zu zahlen?

Das sind Fragen die der Gründer im Vorfeld noch gar nicht beantworten kann. Er entwickelt also ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung in einem Umfeld extremer Ungewissheit. Und deshalb macht eine komplexe Planung vor der Gründung überhaupt keinen Sinn.

Wie sollte man sonst vorgehen?

Bei meinen eigenen Unternehmensgründungen lege ich zu Beginn einen grossen Wert auf einen schnellen und kostengünstigen Launch der Dienstleistung bzw. des Produktes. Das heisst im Klartext: Ich versuche NICHT vorher ein Perfektes Produkt zu entwickeln, sondern gehe mit einem zwar funktionierendem aber noch unfertigem Angebot auf den Markt. Das eigentliche Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln. So teste ich zu Beginn wie die Zielgruppe reagiert, wie das Produkt ankommt, wie die Kaufbereitschaft ist, welche Probleme auftauchen, wie der gesamte Verkaufsprozess funktioniert und ob das Angebot überhaupt tragfähig ist.

Auf Basis der Erfahrungen passe ich dann das Angebot immer weiter an und teste es weiter. Das mache ich so lange bis mein Geschäftsmodell eine Marktreife erreicht hat und ERST dann beginne ich mit der eigentlichen Planung. So entsteht mein Geschäftsmodell von ganz allein.

Für viele Gründerinnen und Gründer hört sich das jetzt wahrscheinlich sehr verwirrend an. Steht doch in fast jedem Gründungsratgeber, dass es es wichtig ist, einen ausführlichen Businessplan vor der Gründung zu erstellen. Aber mal im Ernst: Was hilft dir ein 50-seitiger Businessplan, wenn dieser nur auf Mutmaßungen und eigenen Überlegungen basiert?

In den letzten 20 Jahren habe ich einige Unternehmensgründungen begleiten können und habe folgende Erfahrung machen können: Ich habe Gründer kennengelernt, die mit relativ wenig Kapitaleinsatz ein Angebot erstmal klein auf den Markt gebracht haben und dann organisch gewachsen und nun sogar Marktführer in ihrer Nische sind. Dagegen habe ich Startups beobachtet, die mit riesigen TAMTAM, Planungseinsatz und enormen Kapital an den Start gegangen und kläglich gescheitert sind. Der Unterschied lag oft nur an einer Sache: Während die einen ihre gesamten Ressourcen in die Planung des perfekten Angebotes gelegt haben, haben die anderen einfach losgelegt und ihr Produkt mit Hilfe des Marktes perfektioniert.

Also bleibt es bei meinem Lieblingszitat: Start before you’re Ready!

Oliver Henschel

Hier bloggen über 20 Jahre unternehmerische Erfahrung. Keine Start-Up "Luftschlösser", sondern die Gründung und der Aufbau von kleinen und mittleren Unternehmen, die wirklich funktionieren - das ist meine Leidenschaft.

1 Kommentar

  1. Veröffentlich von A WordPress Commenter am Mai 13, 2019 um 6:47 pm

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